Deutschland muss dringend mehr für den Klimaschutz tun, und die Wärmepumpe spielt beim Umstieg auf eine Erneuerbare Wärmeversorgung eine ganz bedeutende Rolle. - Auf diese einfache Formel lässt sich eine der Hauptaussagen aller Referenten beim 17. Forum Wärmepumpe in Berlin bringen.


Nach einer Eröffnung durch den BWP-Vorsitzenden Paul Waning und Swegon-Geschäftsführer Andreas Lingner war die Keynote der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Rita Schwarzelühr-Sutter mit Spannung erwartet worden. Erwartungsgemäß hob sie die Errungenschaften des Klimaschutzpaketes der Bundesregierung hervor, wie zum Beispiel die Einführung eines CO2-Preises auch im Gebäudesektor. Nicht ohne anzumerken, dass sie bereits ahnt, dass dies der Wärmepumpen-Branche vermutlich aufgrund der Höhe nicht reichen werde. Sie begründete die moderaten Anfangsschritte damit, dass die Politik beim Klimaschutz „alle mitnehmen“ und niemanden verprellen wolle. In eine ähnliche Richtung argumentierte auch der Ulrich Benterbusch aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Zwar sei absehbar, dass nicht alle mit dem Klimapaket zufrieden sein werden, allerdings werde nun erstmals ein verbindlicher Rechtsrahmen mit diversen Instrumenten geschaffen, um wirksamen Klimaschutz zu betreiben. Außerdem merkte er ausdrücklich an, dass das System nachjustiert werden könnte, wenn sich die Fortschritte als nicht ausreichend erwiesen.

Dass es beim Umstieg auf erneuerbare Wärmetechnologien aber nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor gehe, verdeutlichten Dr. Volker Breisig von PWC und anschließend auch Dr. Kai Schiefelbein (Stiebel Eltron) im Gespräch mit Paul Waning. Der Markt für Wärmepumpen entwickele sich global rasant und noch seien Deutsche Wärmepumpen technisch Spitzenreiter. Allerdings könne sich beispielsweise die chinesische Wärmepumpenindustrie in einem größeren Heimatmarkt mit besseren Rahmenbedingungen deutlich schneller entwickeln und aufgrund des hohen Absatzes auch leichter in Forschung und Entwicklung investieren. Deutschland sei daher gut beraten, auch aus industriepolitischen Erwägungen erneuerbare Wärmetechnik und damit eben auch Wärmepumpen im Heimatmarkt zu fördern, um hier nicht einen bedeutenden Markt zu vernachlässigen.

 

Die Podiumsdiskussion wurde eingeleitet durch einen Vortrag von Dr. Felix Matthes, Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik am Öko-Institut. Er wies vor allem darauf hin, dass Deutschland ein sehr undurchsichtiges und sehr unfaires System der Energiebesteuerung habe. Das könne man zwar gut damit erklären, dass es sich um ein historisch immer weiter ausdifferenziertes System handele – das ändere aber nichts am Problem: Fossile Energien wie z.B. Heizöl kommen aktuell und auch noch in den nächsten Jahren deutlich besser weg als Wärmepumpenstrom. Ein Zustand, der mit den klimapolitischen Zielen nicht zu vereinbaren ist.

Auf dem Podium diskutierten Julia Verlinden (Grüne), Emma Fuchs (Fridays for Future), Timon Gremmels (SPD), Lukas Köhler (FDP) und Prof. Volker Quaschning (htw Berlin). Gremmels als einziger Vertreter der Regierungskoalition wollte sich dabei ausdrücklich nicht als Sprecher der Bundesregierung verstanden wissen, sondern als Parlamentarier, der wie alle anderen Abgeordneten auch am Ende über das Paket entscheidet. Gleichwohl verteidigte er die Errungenschaften des Klimakabinetts wie z.B. die umfangreichen rechtlichen Instrumente. Verlinden und Köhler machten deutlich, dass sich Grüne und FDP in einigen Fragen (z.B. der Einbindung von Wasserstoff in das Energiesystem) sehr uneinig sind. Allerdings erwarten sie gemeinsam von der Bundesregierung, dass sie den aus Sicht der Opposition unzureichenden Klimakompromiss so nachbessert, dass die gesteckten Klimaziele nachvollziehbar erreicht werden können. Dafür warb auch Quaschning, der aus Sicht der Wissenschaft beklagte, dass mit dem gegenwärtigen Kompromiss die Pariser Klimaziele, zu denen sich auch Deutschland verpflichtet hat, verfehlt würden. Fuchs als Vertreterin der jungen Generation äußerte Unverständnis über die langwierigen politischen Debatten und zu wenig Mut zu ambitionierten Entscheidungen: Im Gegensatz zu anderen politischen Themen könne der Klimaschutz schlicht und ergreifend nicht aufgeschoben werden, da er sich durch Zögern immer weiter verschärft. Das sei unfair vor allem ihrer Generation gegenüber, die mit den Folgen noch sehr lange wird leben müssen.