In dem Bericht Energy Technology Perspectives 2014 – Harnessing Electricity’s Potential (ETP 2014) analysiert die IEA langfristige Trends der globalen Energieversorgung und  gibt außerdem eine Einschätzung der Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung ab.

Zentrale Aussage: Strom wird immer wichtiger. In den vergangenen 40 Jahren stieg der Strom-Anteil an der globalen Energienachfrage von neun auf 17 Prozent. Für die Zukunft sagen die Experten einen Anstieg auf 25 Prozent und eine Steigerung des Strombedarfs um 80 Prozent voraus. Aus Sicht des Klimaschutzes sei das erst einmal problematisch, da ein Großteil dieses Bedarfs durch Kohle bereitgestellt wird. Bei der Vorstellung des Berichts in Seoul stellte IEA-Chefin Maria van der Hoeven daher fest: „Ein radikaler Kurswechsel auf globaler Ebene ist überfällig.“

Darauf aufbauend untersucht der Bericht in drei Szenarien, wie sich die globale Energieversorgung bis 2050 entwickeln könnte: das erste Szenario nimmt die Fortführung der bisherigen Entwicklung an (6DS); ein weiteres unterstellt die Umsetzung bisheriger Ziele (4DS); ein drittes setzt massive Anstrengungen zur Begrenzung der Erderwärmung auf 2°C voraus (2DS).

Strom: Energieträger einer klimafreundlichen Energieversorgung

Zur Erreichung des 2DS-Szenarios müssen bis 2050 Investitionen von 44 Billionen US-Dollar (USD) getätigt werden. Ein enormer Wert – diesem stehen jedoch vermiedene Brennstoffkosten von 115 Billionen USD gegenüber. Netto würde die Weltwirtschaft also 71 Billionen USD sparen. Der Bericht stellt aber auch fest: Eine Verzögerung der notwendigen Transformation treibt die Kosten in die Höhe. Doch wie sieht diese Transformation aus?

Um das 2°C-Ziel zu erreichen, muss der oben beschriebene Trend zum Strom nicht gebrochen, sondern, ganz im Gegenteil, forciert werden. Er muss aber einhergehen mit einer Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Energien sowie mit massiven Effizienzsteigerungen auf Seite der Energiekonsumenten. Während dieses Prozesses kann Erdgas helfen, Erneuerbare Energien zu integrieren und Kohle zu substituieren. Gleichwohl bleibt Erdgas ein „Übergangsbrennstoff“, der in einem regenerativen Energiesystem keinen Platz hat.

Schlüssel: Energieeffizienz in Gebäuden durch Wärmepumpen

Den allergrößten Beitrag zur Emissionsvermeidung leistet die Energieeffizienz (38 Prozent), gefolgt von der Nutzung Erneuerbarer Energien (30 Prozent) und Carbon Capture and Storage (CCS, 14 Prozent). Eine Schlüsselrolle bei der notwendigen Effizienzsteigerung spielt der Gebäudesektor. Trotz einer Zunahme der globalen Gebäudegrundfläche um 70 Prozent, steigt der Energiebedarf in diesem Bereich lediglich um 11 Prozent – und das ohne Komfort- oder Konsumeinbußen seitens der Nutzer.

Diese massive Effizienzsteigerung wird u.a. durch die verstärkte Nutzung von Wärmepumpen für die Gebäudeheizung, -kühlung und Warmwasserbereitstellung erreicht. Der Erdgas-Anteil am europäischen Energiebedarf würde so bei 32 Prozent stabilisiert. Durch einen noch massiveren Wärmepumpen-Ausbau lässt sich dieser Wert sogar auf 25 Prozent drücken. Im Schwellenland China kann ein Mehrbedarf an Erdgas für die Wärmebereitstellung in Gebäuden durch Wärmepumpen sogar fast vollständig vermeiden.

Klimapolitische Schlussfolgerungen: CO2 muss teuer werden

Damit wird deutlich, dass die deutsche und europäische Energiepolitik nicht an einer Wärmewende vorbeikommen, so sie es mit dem Klimaschutz ernst meinen. Hierzu bedarf es eines sektorenübergreifenden Ansatzes, der Strom, Wärme und Mobilität gleichermaßen umfasst. Wie können sie das umsetzen?

Notwendig ist einerseits ein ambitioniertes und vor allem verbindliches europäisches Energieeffizienzziel, das die EU-Mitgliedsstaaten hier zu effektiven Schritten verpflichtet. Das vielversprechendste Instrument – und das empfiehlt auch die IEA – ist jedoch nach wie vor eine entsprechende Bepreisung des CO2-Ausstoßes. Auf europäischer Ebene bedürfte es hierzu einer Reparatur des Emissionshandels. Aber auch die Bundesregierung kann hier viel tun, z.B. durch eine CO2-Steuer nach britischem Vorbild oder durch eine klimaorientierte Steuerpolitik. Ob die Große Koalition nach den EEG-Kämpfen der letzten Monate noch genug energiepolitischen Elan für solche Schritte hat?

Mehr Infos zum ETP 2014, eine Management Summary sowie die Möglichkeit zum Erwerb des vollständigen Berichtes finden Sie unter: http://www.iea.org/newsroomandevents/pressreleases/2014/may/name,51005,en.html

Folgen Sie uns auf Twitter.