Ausbauziele der Bundesregierung sind erreichbar, wenn die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schafft

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. veröffentlicht als Dachverband der deutschen Wärmepumpenbranche regelmäßig eine Branchenstudie, die aktuelle Marktentwicklungen beschreibt und Prognosen über die Entwicklungsmöglichkeiten in den Folgejahren trifft. Bisher wurde die Branchenstudie im Zwei-Jahres-Rhythmus veröffentlicht. Analytisch sind die Einschätzungen das Ergebnis einer Arbeitsgruppe, die sich aus Experten der Wärmepumpenbranche zusammensetzt. Angesichts der stark veränderten Marktbedingungen stellte der BWP am 27.01.2023 bereits ein gutes Jahr nach der Veröffentlichung der Branchenstudie 2021 eine aktualisierte Studie vor und geht dabei sowohl auf aktuelle Marktentwicklungen, als auch auf die notwendigen Rahmenbedingungen für den weiteren Markthochlauf ein.  

Dabei vermittelte BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel klare Zuversicht, dass das Erreichen von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr realistisch ist, sofern die politischen Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden. Essenziell dafür sind Entlastungen bei den Energiepreisen und ein novelliertes Gebäudeenergiegesetz, das nach den Plänen der Ampelkoalition vorsehen soll, dass ab 2024 jede neue Heizungsanlage mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden muss. In diesem Zusammenhang betonte Dr. Sabel das beachtliche Marktwachstum mit einer Absatzsteigerung von 53 Prozent auf 236.000 Stück im vergangenen Jahr. Die Wärmepumpe dominiert den Markt, anteilig vor allem im Neubau, aber auch mit einer sehr starken Dynamik im Bestand.

Dr. Hendrik Erhardt als Sprecher des Ressorts Politik im BWP und Leiter Public Affairs Berlin bei STIEBEL ELTRON analysierte, dass eine der größten Herausforderungen darin bestehe, bis 2030 die Zahl von 6 Millionen Wärmepumpen im Feldbestand zu erreichen. Er sagte, dass der BWP drei Haupterwartungen an die politischen Entscheidungsträger in den Bereichen Energiepreise, Gebäudeenergiegesetz und Industriepolitik habe: Der BWP erwarte, dass der Wärmemarkt auf den Energieträger Strom ausgerichtet wird, indem erstens die Mehrwertsteuer auf Strom und die Stromsteuer gesenkt werden, indem zweitens die angekündigte Novelle, dass jede neue Heizungsanlage ab 2024 mit mindestens 65% erneuerbaren Energien betrieben werden muss, konsequent umgesetzt wird, und indem drittens die angekündigten Förderinstrumente für die Industrie, einschließlich der im Koalitionsvertrag angekündigten Superabschreibung, zügig umgesetzt werden.

Dr. Tillman von Schroeter (Geschäftsführer Vaillant Deutschland) teilte mit, dass sich die Nachfrage nach Wärmepumpen im Jahr 2022 verdreifacht habe. Er betonte, dass die Kältemitteltechnologie das Herzstück der Wärmepumpe ist, da die Effizienz der Wärmepumpe vom Kältemittel abhängt. Entsprechend wichtig sei ein ausgewogenes Vorgehen beispielsweise bei der europäischen F-Gase-Verordnung. Wichtig seien auch Investitionen in Energiemanagement, Digitalisierung, Sanierung und die Ausbildung der Mitarbeiter*innen. Die Politik sollte seiner Ansicht nach Verantwortung übernehmen und der Industrie die passenden Instrumente anbieten, damit sie hohe Investitionen in eine Transformation auf grüne Heizungstechnologien sicher tätigen kann.

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