Expertenmeinung: Interview mit Kai Kupp

Heute begrüßen wir zum 13. Teil unserer Serie „Köpfe“ Kai Kupp, geschäftsführenden Gesellschafter der gleichnamigen Kupp GmbH aus Meerbusch, einem Meisterbetrieb des Elektrotechniker- sowie Installateur- und Heizungsbauer-Handwerks.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um uns einige Fragen zu beantworten!  


1.    Sind Ihrer Meinung nach nur die hohen Strompreise ein Hindernis für den Durchbruch der Wärmepumpe?
Ich denke, dass die Strompreise schon eine große Rolle spielen, der Strompreis muss insgesamt für Industrie, Handwerk und Verbraucher sinken.
Der Umstieg muss allerdings auch von den Anschaffungskosten her attraktiver gestaltet werden. Unser Betrieb hat Jahrzehnte Erfahrungen mit Wärmepumpen, ich kann bestätigen, dass immerhin die Montage in den letzten Jahren vereinfacht wurde und die Industrie immer bessere Lösungen entwickelt hat. Allerdings spielt auch die Verunsicherung, die durch die schlechte Kommunikation des Gebäudeenergiegesetzes entstanden ist, bei der Zurückhaltung der Kunden eine Rolle. 


2.    Was sind Ihre Gedanken zum beschlossenen GEG?
Ich halte das Gesetz für sehr vernünftig, da es nun endlich für Planungssicherheit bei allen Beteiligten sorgt und auch den Kommunen Zeit für die kommunale Wärmeplanung gibt. Das Gesetz beinhaltet sinnvolle Maßnahmen, der Endkunde kann nun bei der Wahl seiner Heizungsanlage aus verschiedenen Optionen die für Ihn beste Möglichkeit auswählen.
Jedoch wurde das GEG schlecht kommuniziert:
Die ständig veröffentlichten Zwischenstände und öffentlichen Diskussionen waren meiner Meinung nach für den anvisierten Umstieg auf Erneuerbare Energien schädlich. Dies hat zu sehr viel Verunsicherung bei Gebäudeeigentümern geführt.


3.    Hätten Sie jemals gedacht, dass die Wärmepumpe zu einem derart großen Politikum wird?
Nein, ich habe es nicht erwartet, jedoch denke ich, dass die Wärmepumpe erst durch die Kommunikation um das Gesetzesvorhaben zum Politikum wurde. Die Wärmepumpe an sich ist eine umweltfreundliche, ausgereifte und technisch sinnvolle Heizmethode, was keiner, der sich damit beschäftigt, hoffe ich bezweifelt.


4.    Ab nächstem Jahr sollen jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Halten Sie dies für realistisch?
Ich halte dies nicht für realistisch! Unser Betrieb ist beispielsweise voll ausgelastet. Zwar hat die Industrie die Kapazitäten hochgefahren und die Wartezeiten für die Geräte verkürzen sich, dennoch sind 500.000 Wärmepumpen pro Jahr meiner Meinung nach zu hochgegriffen.


5.    Wie viele Wärmepumpen pro Jahr installieren Sie?
Wir sind hauptsächlich in der Instandhaltung, Reparatur und Wartung von Heizungsanlagen und Wärmepumpen tätig, wir installieren pro Jahr ca. 20-25 neue Wärmepumpen.


6.    Wie lange brauchen Sie, um eine Wärmepumpe zu installieren?
Im klassischen Einfamilienhaus rechnen wir mit einer Arbeitszeit von 5 Werktagen bei einer Luftwärmepumpe, bei Kaskadenanlagen in größeren Häusern oder Mehrfamilienhäusern, mit zwei bis drei Wochen Arbeitszeit. Es hängt am Ende immer von der Größe der Anlage und den erforderlichen Umbaumaßnahmen ab.


7.    Wem empfehlen Sie eine Wärmepumpe und wem nicht?
Pauschal lässt sich dies nicht sagen, es hängt immer von den individuellen Kundenbedürfnissen, dem Gebäude, den technischen Randbedingungen und dem Verbrauch ab. Wir fahren zum Kunden hin und prüfen die Gegebenheiten vor Ort. Bei ca. 90 Prozent unserer Kunden lässt sich eine Wärmpumpe installieren, nur in seltenen Fällen ist dies nicht möglich.


8.    Welche regenerative Heizung empfehlen Sie als Alternative zur Wärmepumpe?
Ich halte Nah- und Fernwärme in städtischen Quartieren für sinnvolle und regenerative Alternativen. Ich bin kein Anhänger der Pelletheizung, da sie wartungsintensiv ist und es fragwürdig ist, ob getrocknetes Holz als Brennstoff wirklich nachhaltig ist. Zudem hängt der sinnvolle Einsatz von Pelletheizungen meiner Meinung nach auch von der Region ab, bei uns im Rheinland macht eine Pelletheizung wenig Sinn, im Schwarzwald mit heimischer Forstwirtschaft und kurzen Lieferwegen sieht das womöglich anders aus.


9.    Wird Ihrer Meinung nach Wasserstoff jemals beim Heizen eine Rolle spielen?
Ich glaube nicht, dass Wasserstoff jemals eine Rolle beim Heizen in privaten Haushalten spielen wird! Moderne Gas-Brennwertgeräte erlauben zwar theoretisch jetzt schon den Einsatz von bis zu 20% Wasserstoff, jedoch müssten bei Nutzung von 100% Wasserstoff andere Sicherheitsvorkehrungen sowohl bei den Geräten als auch bei den Gasleitungen getroffen werden. Zudem fehlt derzeit einerseits noch die Infrastruktur für Wasserstoff und andererseits ist die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff sehr gering. Im industriellen Bereich hingegen wird Wasserstoff mit Sicherheit in Zukunft eine größere Rolle spielen.


10.    In der Wärmepumpenbranche und im Handwerk allgemein herrscht Fachkräftemangel.
Was können Politik, Gesellschaft und auch Unternehmen wie Ihres dagegen tun?

Leider herrschen über unseren Beruf noch die alten Klischees, daher müssen Politik und Gesellschaft den Stellenwert des Handwerks verbessern und aufzeigen, dass das Handwerk auch großartige Karrieremöglichkeiten bietet. Dazu muss auch insbesondere in den Schulen besser Werbung betrieben werden. Die Unternehmen an sich müssen attraktive Arbeitsplätze bieten; das bedeutet eine gute Bezahlung, erstklassige Arbeitsmittel und ein gutes Betriebsklima für die Mitarbeiter anbieten.
Allerdings glaube auch ich, dass sich der Fachkräftemangel nicht mehr vollständig beheben lässt, da in den kommenden Jahren in vielen Betrieben viele verdiente Mitarbeiter in den Ruhestand gehen werden und aus dem immer kleiner werdenden Pool aus jungen Menschen, zu wenige den Weg ins Handwerk gehen. Ich weiß allerdings nicht, ob man durch aggressives Abwerben aus anderen Branchen, nicht branchenübergreifenden Unmut erzeugt.
Um die jungen Menschen mehr für das Handwerk zu begeistern, müssen die Unternehmen selbst in den sozialen Medien aktiv werden und an die jungen Menschen herantreten und sie für das Handwerk begeistern.


11.    Was tun Sie, um qualifiziertes Personal zu halten, bzw. zu gewinnen?
Wir bieten eine faire Bezahlung inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgelds und achten auch sehr auf weiche Faktoren wie ein familiäres und angenehmes Arbeitsklima, die jährliche Betriebsfeier, flache Hierarchien, einen Zuschuss zur Altersvorsorge und eine professionelle Ausstattung unserer Mitarbeiter. Wir haben eine sehr geringe Fluktuation an Mitarbeitern, sodass Mitarbeiter lange bei uns bleiben und loyal zum Unternehmen stehen. Darauf sind wir stolz.


12.    Deutschland soll bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral sein.
Denken Sie, dass dies eintreten wird?

Es ist definitiv ein sehr ambitioniertes Ziel, da hier nicht nur der Gebäudebereich, sondern auch verschiedene Sektoren wie die Energiewirtschaft, die Industrie und der Verkehr eine Rolle spielen.
Ich denke, es kann uns gelingen, wenn wir eine breite, gesellschaftliche Akzeptanz erzeugen und sich Investitionen in Erneuerbare Energien auch wirtschaftlich lohnen. 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kupp!