Heute begrüßen wir zum vierten Teil unserer neuen Serie Thomas Dreßler, Inhaber der Dreßler GmbH aus Potsdam, einem Unternehmen mit mehr als 50. Jahren Erfahrung im Handwerk.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um einige Fragen zu beantworten!

1.    Ab 2024 sollen jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Halten Sie dies für realistisch?

Ich halte dies nicht für realistisch! Grundsätzlich wäre es machbar, da sich erfreulicherweise mehr Unternehmen auf die Wärmepumpe spezialisieren, allerdings ist die gesamte Branche vom Materialmangel betroffen, weswegen sich die Termine nach hinten verschieben.


2.    Wie sehr hat sich das Kundeninteresse von Ihren Anfängen in der Branche zu jetzt geändert?

Ich bin 1999 in die Firma gekommen und 2001 haben wir höchstens 3-5 Wärmepumpen pro Jahr installiert.
Das hat sich komplett gewandelt und wir haben mittlerweile eine Vorlaufzeit von 2 Jahren für eine Wärmepumpe.
Insbesondere nach Beginn des Ukraine-Krieges, haben wir vermehrt Aufträge erhalten. Jedoch müssen wir auch Aufträge aufgrund der Masse und um Übersichtlichkeit zu bewahren, ablehnen.
Wir schränken unser Gebiet auch auf Potsdam und das südliche Berlin ein.
Mittlerweile zählen wir auch Angestellte im Bundeswirtschaftsministerium zu unseren Kunden.
Wir haben für uns beschlossen, uns von fossilen Energieträgern zu verabschieden.


3.    Wie lange brauchen Sie, um eine Wärmepumpe zu installieren?

Jede Anlage ist individuell, wir versuchen in der Zeit von Montag bis Freitag fertig zu werden.
Bei Sole-Anlagen in Einfamilienhäusern rechnen wir mit 2 Wochen Montagezeit inkl. Bohrungen und Demontage der Öl- oder Gasanlage.


4.    Wie viele Wärmepumpen montieren Sie pro Jahr?

Wir montieren ca. 20 Wärmepumpen im Jahr, würden auch die 30 Wärmepumpen schaffen, aber aufgrund unserer Bohraktivitäten, sind wir auch anderweitig ausgelastet.


5.    Ist die Wärmepumpe das Allheilmittel, was künftige Heizsysteme angeht, oder gibt es Ihrer Meinung nach Alternativen?

Ich sehe keine Alternative zur Wärmepumpe! Mit einer Wärmepumpe erreichen wir Vorlauftemperaturen von 75 Grad. 
Natürlich muss man auch auf Dinge wie die Sanierung der Gebäude dabei achten.
Ich persönlich bin kein Freund der als Alternative gehandelten Pellet-Heizungen.
Im Nachbarhaus wurde zugunsten einer Pellet-Heizung die Fernwärme abgelehnt. Die Pelletheizung war so störanfällig und dann hatte der Nachbar mit steigenden Kosten zu kämpfen, sodass er entnervt sein Haus nach 3 Jahren verkauft hat.
Höchstens im ländlichen Raum, wo Bohrungen nicht gestattet sind oder alte Landhäuser beheizt werden sollen, könnten Pellet-Heizungen eine Alternative sein.


6.    Wann wird die in den Medien zitierte Preissenkung bei Wärmepumpen durch vermehrte Produktion Ihrer Meinung nach bei den Endkunden ankommen?

Ich denke diese Preissenkung wird frühestens in 6-7 Jahren bei den Endkunden ankommen! Es herrscht Materialmangel und die Lager sind leer.
Erst wenn die Lager der Hersteller gefüllt und ein Preiskampf (Wettbewerb) entsteht, werden die Kosten für die Endkunden sinken.


7.    Was denken Sie: Wird Wasserstoff jemals eine tragende Rolle beim Heizen spielen?

Wasserstoff wird meines Erachtens keine Rolle spielen und ist auch nicht sinnvoll!
Eine Wärmepumpe hat einen COP (Coefficient of Performance) von 3,5 (Luft-Wasser) bis 6, 6,5 (Wasser-Wasser).
Wasserstoff kommt auf 0,5-0,7.
Der elektrische Strom sollte direkt für die Wärmepumpe benutzt werden.
Für die Industrie halte ich Flüssiggas für eine sinnvolle Alternative.


8.    Wem empfehlen Sie eine Wärmepumpe und wem nicht?

Grundsätzlich empfehle ich jedem eine Wärmepumpe, insbesondere Einfamilien- und freistehenden Häusern.
Bei beengter Situation (Innenbereich der Großstädte) sollte man, sofern verfügbar, über Fernwärme nachdenken.


9.    Was sind Ihre Gedanken zu einer möglichen Verzögerung des Gebäudeenergiegesetzes GEG, welches möglicherweise nicht ab 2024 gelten soll, sondern erst später?

Ich halte einen späteren Start für sinnvoll! Es würde den Druck von vielen Menschen nehmen. So könnte auch besser erklärt werden, dass man seine Heizung noch so lange benutzen darf, bis diese kaputtgeht.
Auch könnte eine Beruhigung, was Material- und Fachkräftemangel angeht, eintreten.
Grundsätzlich ist es jedoch richtig, sich von fossilen Energieträgern zu verabschieden.


10.    Sowohl in der Wärmepumpenbranche als auch im Handwerk generell herrscht Fachkräftemangel. Was ist Ihre Forderung an Gesellschaft und Politik, diesen zu beheben?

Das langfristige Ziel muss es sein, die Ausbildung zu verbessern, am besten schon ab der Grundschule. Zudem muss den Lehrern die Verwaltungsarbeit abgenommen werden, sodass sie sich auf den Auftrag zu lehren konzentrieren können.
Zu meiner Zeit war es so, dass nur die besten in der Klasse Abitur machen durften und so sollte es heute wieder sein.
Die anderen Schüler würden so feststellen, dass das Handwerk auch etwas zu bieten hat.
Das ist meiner Meinung nach die Hauptaufgabe der Politik: 
Das Bild des Handwerks in der Öffentlichkeit verbessern.


11.    Was tun Sie, um Ihre Mitarbeiter zu halten, bzw. um qualifiziertes Personal zu gewinnen?

Wir achten sehr auf die Wünsche unserer Mitarbeiter! Ab 2024 führen wir die 36-Stunden-Woche von Montag bis Donnerstag ein, sodass alle am Montag ausgeruht auf der Arbeit sind.
Wir sind alle untereinander auf Augenhöhe.


12.    Abschließend wagen wir einen Blick in die Zukunft: 
Deutschland soll im Jahr 2045 treibhausgasneutral sein. Was muss Ihrer Meinung nach geschehen, damit dieses Ziel in Reichweite bleibt?

Ich bin da leider pessimistisch und glaube nicht, dass wir jemals treibhausgasneutral sein werden! 
Um Industrie und Arbeitsplätze zu halten, brauchen wir leider irgendeine Form von fossiler Energie.
Nicht jeder kann in der Wärmepumpenbranche tätig sein.
Deutschland sollte Vorreiter bei der Reduzierung der CO2-Emmissionen sein.
Ich bin optimistisch, dass sich andere Länder in Zukunft ein Beispiel drannehmen!

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dreßler!