Klimaschutz und Versorgungssicherheit mit Erneuerbaren

Die aktuelle Entwicklung der Energiepreise haben zu einer intensiven Debatte darüber geführt, inwiefern Deutschland langfristig Preisanstiege verhindern und im Zuge der Energiewende die Versorgungssicherheit gewährleisten kann. Die Debatte wird durch die völkerrechtswidrige Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken in der Ostukraine durch die Russische Föderation zusätzlich angeheizt und in den nächsten Wochen und Monaten zu einer Revision der Energieaußenpolitik der Bundesrepublik führen.

Diese Blogserie haben wir noch vor den aktuellen außenpolitischen Ereignissen konzipiert und die Veröffentlichung des ersten Teils für heute, den 22.02.2022 geplant. Wir werden in der Serie auch auf die Zusammensetzung der Energieimporte und geostrategische Implikationen eingehen. Dennoch werden wir zunächst den Fokus auf den Zusammenhang von Ausbau der Erneuerbaren Energien, Energiepreisen und Preisstabilität eingehen. Hiermit beantworten wir auch eine der entscheidenden Fragen, die heute viele stellen werden: Welche wirtschaftlichen Konsequenzen hat ein beschleunigter Umstieg auf erneuerbare Energien?

Der bisherige Ansatz im Umstieg auf Erneuerbare Energien war wesentlich motiviert durch Klimaschutz-Bemühungen, die weiterhin ein wichtiger und vielleicht sogar der wichtigste Treiber für die Energiewende bleiben werden: Um die im Klimaschutzgesetz festgeschriebene Reduktion der CO2-Emissionen um 65 % bis 2030 zu erreichen, muss Deutschland vor allem im Energiebereich deutlich weniger Treibhausgase emittieren. Diese Umstellungen auf erneuerbar erzeugten Strom ermöglichen im Gebäudesektor durch Wärmepumpen eine flächendeckende Versorgung mit klimaneutraler Wärme.

Durch eine Umstellung der Wärmeerzeugung auf Basis von regional und erneuerbar erzeugter Energie ergeben sich große Vorteile für Verbraucher und Politik.  
Diese sind umso größer, je weiter die Dekarbonisierung voranschreitet:  

  • Unabhängigkeit von Preisschwankungen fossiler Energien auf dem Weltmarkt 

  • Versorgungssicherheit in Zeiten von Knappheit und Krisen 

  • Unabhängigkeit der Politik von geostrategischen Überlegungen 

Diese drei Punkte möchten wir in dieser Serie genauer untersuchen und ein Bild davon zeichnen, welche Auswirkungen die angestrebte Klimaneutralität 2045 im Bereich der Wärmeversorgung auf Verbraucher und Politik hat.

 

Unabhängigkeit von Preisschwankungen fossiler Energien auf dem Weltmarkt


Das Jahr 2021 hat gezeigt, wie volatil Strom-, Gas und Heizölpreise sein können: Ursache für die stark angestiegenen Kosten für Erdgas waren vor allem eine deutlich höhere Nachfrage, denn in vielen Ländern waren die Speicher aufgrund des kalten Winters überdurchschnittlich leer. Zusätzlich entstand die Diskrepanz von Angebot und Nachfrage durch einen Rückgang der europäischen Erdgasproduktion und der Lieferungen aus Russland.

Die höheren Stromkosten - Preisbestandteil der Wärmeversorgung mit Wärmepumpen - lassen sich zum einen auf den starken Preisanstieg der CO2-Zertifikate, vor allem aber auf die beschriebenen höheren Rohstoffpreise zurückführen. Denn auf dem europäischen Strommarkt wird der Strompreise auf Basis des teuersten – meist fossilen – Preisgebotes zur Stromeinspeisung bestimmt. Erneuerbare Energien operieren mit deutlich niedrigeren Grenzkosten, weswegen Strom aus erneuerbaren Energien zu deutlich günstigeren Preisen am Markt angeboten werden kann.

Zum anderen werden die Stromkosten für die Verbraucher durch den Aufschlag der EEG-Umlage beeinflusst. Diese wurde allerdings Anfang des Jahres 2022 von 6,5 auf 3,723 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt und soll spätestens 2023 abgeschafft werden.

Durch den von der Bundesregierung geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien in Kombination mit CO2-freier Wärmeversorgung könnten in der Zukunft so die Kosten für Verbraucher deutlich gesenkt werden, da die Rohstoffpreise für fossile Energien nur noch marginal in die Strompreise einfließen.

 

Zum Vergleich: In der 2021 erschienenen Studie zum Thema Stromgestehungskosten ermittelte das Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) für kleine PV-Dachanlagen Kosten zwischen 5,81 und 11,01 €Cent/kWh. In Süddeutschland betragen die Stromgestehungskosten von PV-Freiflächenanlagen sogar unter 4,5 €Cent/kWh und liegen damit noch deutlicher unterhalb der durchschnittlichen Stromkosten für Haushalte.Die Stromgestehungskosten von Onshore-Windenergieanlagen liegen je nach Standort zwischen 3,94 €Cent/kWh und 8,29 €Cent/kWh.

Damit unterbieten sie selbst die Kosten der preisgünstigsten fossil betriebenen Anlagen. Aktuell liegen die Stromgestehungskosten von Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke zwischen 7,79 und 13,06 €Cent/kWh. Bei hochflexiblen Gasturbinen sogar zwischen 11,46 und 28,96 €Cent/kWh.
Der in den letzten Jahren spürbare Anstieg der Energiepreise für Verbraucher könnte durch eine Umstellung auf erneuerbare Technologien so gesenkt werden. Dies wird außerdem mit Blick auf die Grafik der Zusammensetzung von Energieträgerpreisen deutlich.

Es ist zu erkennen, dass der überwiegende Anteil der Kosten für Stromverbraucher aus Steuern, Entgelten und Umlagen entsteht. Die Preise am Markt für die gezeigten Energieträger unterscheiden sich nur leicht.

Die niedrigen Kosten von Ökostrom und die mögliche weitere Absenkung von Steuern und Umlagen bietet deshalb großes Potenzial, die Stromkosten in der Zukunft zu senken. Eine auf erneuerbar erzeugtem Strom basierende Wärmeversorgung ermöglicht dadurch mehr Unabhängigkeit von Preisschwankungen fossiler Energien und strategischer Energieversorgung auf dem Weltmarkt. Die verlässlicheren Energiepreise sind nicht nur gut für Wirtschaft und Verbraucher, sondern machen auch die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen und anderen strombasierten Technologien langfristig besser planbar.