Im sechsten Teil unserer Serie „Köpfe“ begrüßen wir Klaus Radeljak, Geschäftsführer der KWK-Systeme-e2 GmbH , einem Unternehmen, welches seit 1998 alternative und regenerative Heizungssysteme baut.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen um uns ein paar Fragen zu beantworten!

1.    Sie sind seit 1998 in der Branche:
Inwieweit hat sich das Kundeninteresse seitdem gewandelt?

Definitiv stellen wir fest, dass sich die Nachfrage nach Wärmepumpen erhöht hat!
Unsere erste Wärmepumpe haben wir 2001 eingebaut und hatten in den 2000er-Jahren, von 2006 bis 2009, einen sehr hohen Zulauf.
In den 2010er-Jahren ist dieser zurückgegangen, jedoch haben wir seit etwa 4 Jahren wieder vermehrte Anfragen nach Wärmepumpen.
Wir haben noch über 100 unbearbeitete Anfragen aus dem März 2022, kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges.
Um mit allen Kunden gut kommunizieren zu können, senden wir vorab Fragebögen.


2.    Ab 2024 sollen jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Halten Sie dies für realistisch?

Ich halte dies leider nicht für realistisch! Die ersten messbaren Absatzzahlen von Wärmepumpen, stammen vom Ende der 90er-Jahre.
Wir haben knapp 20 Jahre für 1 Million Wärmepumpen gebraucht, da ist es unrealistisch, dass wir die Hälfte davon ab 2024 installieren sollen.
Beispielsweise wartet unser Betrieb noch auf nicht gelieferte Anlagen aus dem April 2022.
Hinzu kommen noch die allgemeinen Probleme – Fachkräfte- und Materialmangel, sowie die Preissteigerung bei den Herstellern, die die Kunden im Endeffekt mehr Geld kostet.
Leider wird das Handwerk dieses Ziel nicht erreichen können.


3.    Was sind Ihre Gedanken zu einem möglichen, späteren Start des Gebäudeenergiegesetzes?

Ich denke, dass der Markt dies im Endeffekt regeln wird! Regelungen bei uns in Baden-Württemberg haben einen Rückgang von Absatzzahlen für regenerative Energien bewirkt, warum sollte dies bundesweit anders sein? 


4.    Wie lange brauchen Sie, um eine Wärmepumpe zu installieren?

Im Neubau brauchen wir 1-2 Tage, bei einer Sanierung rechnen wir mit 4-7 Tagen Arbeitszeit.


5.    Wieviele Wärmepumpen installieren Sie pro Jahr?

Wir installieren pro Jahr zwischen 30 und 50 Wärmepumpen, wovon die meisten Luft-Wasser-Wärmepumpen sind. 2-3 Sole-Anlagen sind jährlich auch dabei.


6.    Auch angesichts der nötigen Wärmewende:
Wie kann man die Wärmepumpe in der Öffentlichkeit in ein besseres Licht rücken?

Bei uns steht die Wärmepumpe selbstverständlich schon in einem guten Licht, für die allgemeine Öffentlichkeit wären zwei Dinge angebracht: 
Einerseits umweltfreundliche Kältemittel und andererseits ein attraktiver Strompreis!
Eine Wärmepumpe stößt weniger CO2 aus und die Investition in sie hat sich in 15-20 Jahren amortisiert, auch wegen der staatlichen Förderung.


7.    Gibt es eine Alternative zur Wärmepumpe?

Nein und da spreche ich aus Erfahrung, da ich Brennstoffzellen und Pellet-Heizungen beispielsweise schon verbaut habe!
Eine Brennstoffzelle ist sehr teuer und ineffizient, sie erzeugt 7-8000 kWh Strom pro Jahr, was Wärmepumpe und Photovoltaikanlage zusammen ebenfalls schaffen.
Eine Pellet-Heizung empfehle ich ebenfalls nicht, da sie sehr wartungsintensiv ist (pro Jahr mindestens 1000 Euro Wartungskosten kommen auf die Kunden zu) und das Holz, in irgendeiner Form hergestellt werden muss, was bedeutet, dass Holz gefällt werden muss, was die Umwelt zerstört und lange Zeit braucht, bis es nachgewachsen ist.
Bei Wärmepumpen habe ich einen nur sehr selten genutzten Notdienst, wobei es sich meistens um Kleinigkeiten handelt und es keine wirklichen Störungen sind.


8.    Wem empfehlen Sie eine Wärmepumpe und wem nicht?

Grundsätzlich empfehle ich jedem eine Wärmepumpe! Es gibt kaum Gelegenheiten, wo eine Wärmepumpe nicht angebracht ist.
Mein Haus, Baujahr 1957, ist da das beste Beispiel, da meine Wärmepumpe dort eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3,5 erreicht.


9.    Wird Ihrer Meinung nach Wasserstoff jemals eine Rolle beim Heizen spielen?

Vielleicht wird er das in 20-30 Jahren, zurzeit jedoch ist er zu wenig verfügbar und zu teuer.
Auch müsste erstmal eine Wasserstoff-Infrastruktur geschaffen werden.
Wasserstoff halte ich zudem für gefährlich und höchstens in der Großindustrie für sinnvoll!


10.    Es herrschen Fachkräfte- und Materialmangel in der Wärmepumpenbranche.
Wie könnte man diesen Zustand Ihrer Meinung nach beheben?

Es sind zunächst einmal einige Punkt anzusprechen:
Das Schul- und Ausbildungsniveau ist sehr niedrig und die Ausbildung zu unattraktiv! Dies müsste sich zunächst ändern, auch die Lehrkräfte müssen entsprechend geschult werden.
Von der Politik erwarte ich, dass sie die gesetzlichen Rahmenbedingungen anpasst und beispielsweise Arbeitnehmerregelungen entschärft, sodass wir uns beispielsweise reguläre Heizungsbauer aus anderen Unternehmen „ausleihen“ können, sofern sie wenig Arbeit haben, da wir sehr viel Arbeit haben und so die Zeitarbeitsfirmen umgehen können.
Auch erhoffe ich mir, und da blicke ich insbesondere in die Ukraine, qualifizierte Zuwanderung.


11.    Was tun Sie, um qualifizierte Mitarbeiter zu halten bzw. zu gewinnen?

Wir zahlen überdurchschnittliches Gehalt und haben 30 frei (und somit auch spontan) nehmbare Urlaubstage, die auch nach Jahreswechsel nicht verfallen.


12.    Abschließend ein Blick in die Zukunft:
Deutschland soll im Jahr 2045 treibhausgasneutral sein. Wird es jemals gelingen? 
Sind, neben der Politik, auch Unternehmen wie Ihres beispielsweise in der Pflicht, an der öffentlichen Aufklärung mitzuwirken? 

Ich persönlich wirke bei der Aufklärung mit, indem ich bei Interessenten und Kunden die umweltschonende Seite der Wärmepumpe erkläre.
Jedoch glaube ich nicht, dass wir jemals treibhausgasneutral sein werden, dafür wurde in den letzten 10-15 Jahren zu wenig Geld für Forschung und Innovation ausgegeben.
Auch sollten wir einen Blick auf die Bauindustrie und den extrem umweltschädigenden Zement werfen.
Leider bin ich da mehr als skeptisch, dass wir das alles in knapp 20 Jahren wieder gutmachen.


Vielen Dank, Herr Radeljak!