Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um sich ein paar Fragen zu stellen!

1.    Die Wärmepumpe soll die neue Standardheizung in Deutschland werden und ab 2024 sollen 500.000 von ihnen jährlich installiert werden. Halten Sie dies für realistisch?

Ich halte die anvisierten 500.000 Wärmepumpen pro Jahr für unrealistisch. Wir haben zurzeit keine Kapazitäten im Handwerk, zudem gibt es vermehrt unzuverlässige Lieferanten. Beispielsweise haben wir zum Teil eine Wartezeit von 12 Monaten für Pufferspeicher. Ich halte 100.000 mehr eingebaute Wärmepumpen als 2022 für eher realistisch.

2.    Ab 2024 sollen eingebaute Heizungen mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien laufen. Gehen Sie mit Bundeswirtschaftsminister Habeck mit und raten ab, sich schnell noch eine Gasheizung zu kaufen?

Es kommt immer auf den Gebäudetypen und das Alter der Kunden an. Älteren Menschen würde ich von einer Wärmepumpe eventuell abraten. Dort hängt es davon ab, wie lange sie das Gebäude noch selbst bewohnen werden; jüngeren, die ein Haus für die nächsten 20-30 Jahre bewohnen, würde ich hingegen die Wärmepumpe ans Herz legen.

3.    Wie lange brauchen Sie für einen Heizungstausch von einer alten Gasheizung auf bspw. eine Luft-WP?

Im Idealfall brauchen wir 4-5 Tage mit hydraulischem Abgleich, pro Jahr schaffen wir es, 70-90 Wärmepumpen zu installieren.

4.    Was müsste passieren, damit es zukünftig schneller geht?

Damit es schneller zukünftig geht, bräuchten wir mehr von der Industrie standardisierte (vorgefertigte) Sachen, wie beispielsweise einfach anzuschließende Warmwasser-Speicher.

5.    Ist die Wärmepumpe für Sie zukünftig das Allheilmittel der Heizungen im Kampf für klimaneutrales Heizen oder gäbe es Ihrer Meinung nach Alternativen? 

Die Wärmepumpe würde ich nicht als Allheilmittel bezeichnen. Viele Häuser sind nicht für eine Wärmepumpe geeignet und die Menschen sind mit den Kosten einer Wärmepumpe und eventueller Sanierungen überfordert. Grundsätzlich lässt es sich schon sagen, dass jede Heizung für jedes Haus passend ausgelegt werden kann, außer die Wärmepumpe. 
Hier muss das Gebäude zur Wärmepumpe passen.
Ich plädiere für Technologieoffenheit und würde Pellet-Heizungen als Alternative bezeichnen.
Ich gehe hingegen nicht davon aus, dass Wasserstoff beim Heizen jemals eine Rolle spielen wird. 

6.    Welche Forderungen haben Sie an Politik und Gesellschaft, um die Wärmewende voranzubringen?

Ich fordere von der Politik zunächst Planungssicherheit für Handwerker und Energieberater! Die Förderbedingungen verändern sich zu oft! Ich plädiere dafür, die gleichen Rahmenbedingungen über mehrere Jahre beizubehalten.
Von der Gesellschaft fordere ich Offenheit für Veränderungen und Mut, denn nicht jede Veränderung birgt etwas Schlechtes.

7.    Überall werden Fachkräfte gesucht, Ihr eigenes Unternehmen hat rund 20 Mitarbeiter. Was können sowohl Unternehmen als auch Politik gegen den Fachkräftemangel tun?

Unternehmen können Mitarbeiter besser bezahlen und für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. Zum Beispiel zählt hierzu der Abbau von Überstunden und Bereitschaftsdienst.
Von der Politik fordere ich ganz klar zu sagen, dass man nicht studiert haben muss, um ein gutes Einkommen zu haben und dass die Politik das Handwerk als Alternative zum Studium bewirbt.

8.    Wir werfen einen Blick in die Zukunft: Es ist das Jahr 2045, Deutschland ist klimaneutral und Peter Bayer sitzt an einem Sonntag im Sommer im Liegestuhl im Garten und blickt auf die Wärmewende der 2020er-Jahre zurück. Was wird er dabei wohl denken?

Ich werde in mich gehen und denken: Wir waren damals mutig aber am Ende haben wir es als Gesellschaft geschafft.

Vielen Dank für das Gespräch!