Heute begrüßen wir in unserer Serie „Köpfe“ Ingo Leßmann, gelernten Zentralheizungs- und Lüftungsbauer und Sachverständigen für Wärmepumpen und Inhaber von Wärme & Klima zum Wohlfühlen.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um uns ein paar Fragen zu beantworten!

1.    Sie sind seit 1988 in der Branche unterwegs, inwieweit hat sich das Interesse der Kunden an dem Thema Heizen verändert?


Definitiv hat sich das Thema Effizienz geändert. Die Menschen beschäftigen sich mehr mit dem „wie“ man heute heizt, der Fokus wird mehr auf den Wärmeerzeuger und das Übergabesystem gesetzt. Viele Menschen fragen mich, was sie in ihrem Haus tun können.
Ich stelle erfreut fest, dass sich die Leute mehr belesen.


2.    Ab 2024 sollen jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Halten Sie dies für realistisch?


Ich halte dies leider nicht für realistisch! Das Handwerk ist nicht genügend geschult dafür, die meisten Handwerksbetriebe beschäftigen sich mit Öl- und Gasheizungen.
Ich schätze mal, dass 75 Prozent der Betriebe nach Anweisung der Hersteller und Außendienstler arbeiten und sich nicht gut genug mit dem Thema auskennen. 
Leider wird das Thema Wärmepumpe von vielen Betrieben nur widerwillig angenommen.


3.    Wie lange brauchen Sie (Arbeitszeit), um eine Wärmepumpe zu installieren?


Von der Demontage der alten Anlage bis zur kompletten Fertigstellung, brauchen wir im Schnitt 3 Tage, ich rechne höchstens mit 4 Tagen.


4.    Wem empfehlen Sie eine Wärmepumpe und wem nicht?


Es gibt meiner Meinung nach generell wenige Ausnahmen, wo das Gebäude nicht dazu passt. Ich sehe Heizmethode und Gebäude als ganze Einheit, wobei das Haus dabei die Hülle ist.
Generell kann man sagen, dass alles, was über 50 Grad Vorlauftemperatur bei Heizkörpern hat, nicht mehr zeitgemäß ist.


5.    Es herrscht in der Branche Fachkräftemangel. Welche Forderung an Politik und Gesellschaft haben Sie, um dies zu ändern?


Der Quereinstieg muss erleichtert werden, vor allem für Handwerker, die nicht aus dem SHK-Bereich kommen! Es gibt zu wenige Angebote. Auch müssen die Kältescheine für Kältetechnik vereinfacht werden.
Von den Schulen fordere ich, dass sie die Wärmepumpe bewerben als das, was sie ist:
Eine hochinteressante, hochtechnische und moderne Anlage!
Generell sollten Schulen mehr Interesse an Technik wecken.


6.    Was tun Sie, um Ihre Mitarbeiter zu halten?


Wir bieten Fortbildungen an, zahlen zudem einen überdurchschnittlichen Lohn, vor allem aber: Bei uns herrscht ein lockerer Umgang und eine gute Stimmung!
Zudem werden bei uns Überstunden durch freie Tage kompensiert.


7.    Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Dabei kommt der Wärmepumpenbranche eine zentrale Rolle zu. Was denken Sie muss geschehen, damit die Wärmewende bis dahin abgeschlossen ist?


Dafür müsste zunächst der Wärmepumpen-Strom günstiger werden! Es ist leider noch nicht das attraktivste Gesamtpaket für einen Umstieg, da beim Nachrechnen, andere Heizmethoden teilweise noch günstiger sind. 
Die Förderung ist zudem enorm wichtig, es muss viel Bürokratie abgebaut werden und an Förderungen müssen die Menschen vereinfacht herankommen.


8.    Abschließend: 
Welche persönlichen Worte haben Sie für alle Wärmepumpen-Interessent*innen?


Ich sage offen und ehrlich: Die Wärmepumpe ist nicht das Allheilmittel, jedoch ist die Wärmepumpe eine Heizmethode, die Ihnen in Zukunft das Gefühl gibt, alles richtig gemacht zu haben.
Strom wird es immer geben, Öl- und Gas hingegen nicht, deshalb lohnt sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe!

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Leßmann!