EXPERTENMEINUNG von Tobias Klug:

Wir hatten die Gelegenheit mit Tobias Klug zu sprechen. Er ist einer der Geschäftsführer von nuuEngery. Die Firma hat sich auf die Beratung, Planung, Installation, Wartung und Optimierung von Wärmepumpen im Raum München spezialisiert und treibt damit die Wärmewende voran.

Frage 1: Welche Auswirkungen hat das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) für ihren Betrieb? Wie bewerten sie dessen Auswirkungen für die Handwerksbranche in Deutschland insgesamt?

Für unseren Betrieb sind die Auswirkungen des GEG sehr positiv. Wir sind spezialisiert auf Wärmepumpen und den hochqualitativen Heizungstausch. Die Debatte hat das Bewusstsein und Interesse unserer Kunden an nachhaltigen Heizungslösungen gestärkt. Inzwischen hat fast jeder in Deutschland von der Wärmepumpe gehört und das Wissen um die Nachteile der fossilen Brennstoffe steigt. Die gesamte Handwerksbranche stellt das GEG aber auf jeden Fall vor eine Herausforderung. Dass im Bereich Gebäude und Heizung massiv CO2 Emissionen eingespart werden müssen, hatte ja bereits die GroKo beschlossen. Man hätte damals einen Fahrplan für das Handwerk entwerfen müssen, um über Schulungen etc. die Zukunft der Heizungsbranche geregelt einzuleiten. Jetzt kommt die Umstellung recht plötzlich und die Betriebe können die Nachfrage kaum stemmen. Außerdem gibt es leider auch Akteure am Markt, die nicht qualitativ installieren, weil sie entweder nicht das entsprechende Wissen haben oder aus dem GEG möglichst schnell möglichst viel Kapital schlagen wollen. Das müssen die Fachbetriebe dann bei Reparaturen wieder ausgleichen – und es schadet dem Image der Wärmepumpe.

Frage 2: Wie bewerten Sie die neue Förderkulisse? Sind Sie zufrieden und werden die Fördermöglichkeiten Ihrer Meinung nach ausreichend gut erklärt und kommuniziert? Welche Meinungen vernehmen sie hierzu vom Stamm ihrer Kunden und Kundinnen (Stichworte: Planbarkeit, Sozialverträglichkeit, Verständlichkeit)?

Die aktuelle Förderkulisse sehen wir positiv, vor allem nachdem nun endlich mehr Klarheit herrscht. Unsere Kunden schätzen die verfügbaren Informationen und Fördermöglichkeiten, wobei wir als Experten oft als erste Anlaufstelle dienen. Es ist wichtig, dass die Förderungen transparent und zugänglich sind, damit sie effektiv genutzt werden können. Hier verlassen sich unsere Kunden lieber auf die Informationen von unseren Handwerkern oder Energieberatern, als auf das, was man von Bekannten hört oder im Internet findet. Die große Sorge ist natürlich immer, wie schnell Förderanträge bearbeitet werden können und wann das Geld dann tatsächlich da ist. Wir reden hier ja schon von recht großen Beträgen. Wie gut das Thema Förderungen 2024 in der Praxis funktioniert, wird sich noch zeigen müssen.

Frage 3: Der Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks, Michael Hilpert, beklagt das GEG verhindere Investitionen. Die Meinungen hierzu gehen ja auseinander, stimmen Sie der Aussage von Herrn Hilpert zu oder vertreten Sie eine andere Ansicht? [Quelle: Gebäudeenergiegesetz (GEG): Verursacher von Verunsicherung oder klimafreundlicher Beschluss? - handwerk magazin (handwerk-magazin.de)]

Bei der Kommunikation rund um das GEG wurden sicherlich Fehler gemacht, die viele Kunden verwirrt und verunsichert haben. Die wenigsten Menschen haben Lust auf Wandel und Veränderung, weil das immer erstmal anstrengend ist. Da wäre es schon wichtig gewesen, die Dinge so richtig klar und deutlich zu machen – und vor allem bürokratisch so schlank wie möglich. Die Verantwortung für das gefühlte Chaos liegt allerdings auch bei den Akteuren aus Medien, Politik und Lobby, die extrem gegen das Gesetz geschossen und viele Halbwahrheiten verbreitet haben. Der resultierende Run auf Öl- und Gasgeräte im letzten Jahr war zwar für viele Betriebe ein gutes Geschäft, aus der Umweltperspektive aber fatal. Am Ende des Tages musste das Gesetz auf irgendeine Weise kommen, weil es in gar nicht allzu ferner Zukunft einfach kein Öl und Gas mehr zu bezahlbaren Preisen geben wird und wir uns zukunftsfähig aufstellen müssen. Da in der Kommunikation so viel schief gelaufen ist, ist es nun Aufgabe der Betriebe, Kunden ordentlich zu beraten und auch mal darüber zu sprechen, wie die Welt in 20 Jahren aussieht.

Frage 4: Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie 2024 für Ihren Betrieb?

Eine große Herausforderung liegt auf jeden Fall in der bereits angesprochenen hochqualitativen Beratung von Kunden. Bei Fragen rund um die Heizung und mögliche Investitionen gibt es ja meistens kein richtig oder falsch, sondern verschiedene Szenarien, die es durchzuspielen gilt. Der Kunde wünscht sich am liebsten eine einfache Antwort, die kann man aber nicht immer geben. Auch stellen wir uns darauf ein, dass einige Akteure nach wie vor Interesse daran haben, die Wärmepumpe schlecht zu reden, was weiterhin zu Verunsicherung führen wird. Die größte Herausforderung sind aber auf jeden Fall schlechte Installationen durch Pfuscher am Markt, die dem Ruf der Wärmepumpe extrem schaden. Unsere Stärke liegt darin, maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, die sowohl qualitativ als auch effizient sind. Wir sehen großes Potenzial darin, durch erstklassige Arbeit und Kundenzufriedenheit positiv zur Reputation der Wärmepumpentechnologie beizutragen. Die Chance liegt also darin, möglichst viele hervorragende Installationen durchzuführen, um den Menschen zu zeigen, dass diese Technologie einwandfrei funktioniert. Außerdem: Von den Innungen und Herstellern hören wir, dass Schulungen zum Thema Wärmepumpe sehr gut ausgebucht sind. Es wird in 2024 also wohl auch einen großen Wissensschub im Handwerk geben. Das wird dem Markt gut tun. 

Frage 5: Thema Fachkräftemangel und Qualifizierung: Inwiefern ist ihr Unternehmen/der Kreis der Ihnen bekannten Unternehmen von diesem branchenübergreifenden Problem betroffen? Was können Sie selbst aber auch die Politik tun, um dem entgegenzuwirken?

Jeder, der im Handwerk arbeitet, ist von dem Problem betroffen. Glücklicherweise kommen wir bei vor allem jüngeren Bewerbern sehr gut an, da wir zum einen das digitale und innovative Arbeitsumfeld eines modernen Startups bieten können, zum anderen aber in kleinen, familiären, lokalen Betrieben organisiert sind, bei denen Qualität groß geschrieben wird. Deshalb sind wir wohl eines der wenigen Unternehmen im SHK, das noch gute Bewerbungen bekommt. Wir arbeiten konstant an Themen wie Wertschätzung, Teamführung sowie Flexibilität und Schulungen, um unsere Betriebe als bestmöglicher Arbeitgeber zu positionieren. Wenn die Mitarbeiter glücklich sind, spricht sich das rum. Auch die Möglichkeit für Meister einen eigenen Betrieb in unserer Unternehmensgruppe zu leiten stößt auf viel positive Rückmeldung. Ein Bewerber meinte neulich zu mir: „Entweder mein Betrieb geht mit der Zeit oder ich gehe mit der Zeit”. Das fand ich recht passend.
Die Politik ist leider ein bisschen spät dran, wenn sie sich erst jetzt um das Thema kümmert. Auf jeden Fall muss man die Ausbildung attraktiver machen. Warum gehen viele Leute lieber an die Uni? Weil die Ausbildung den Ruf hat, eine extrem harte Zeit zu sein, in der man schlecht verdient und nur Idioten Aufgaben macht. Das muss sich ändern, und zwar sofort. Auch das Abbauen von Bürokratie kann helfen, denn jede Stunde, die wir im Handwerk mit Papierkram verbringen, bedeutet, dass eine wertvolle Fachkraft Zeit verliert. Wenn weniger Leute da sind, muss man Wege finden, effizienter zu arbeiten. Nur mal ein Beispiel: Ein Betrieb von uns hat drei Monate auf eine Steuernummer gewartet. Da musste jemand wöchentlich anrufen und nachfragen. Wir sind also der Meinung, dass die Politik in der Ausbildungsförderung und im Bürokratieabbau aktiv werden sollte, um das Handwerk attraktiver zu gestalten.

Ein Programm für ältere Fachkräfte, die bald in Rente gehen und sehr viel Wissen mit in den Ruhestand nehmen, finde ich auch spannend. Viele Leute haben sicherlich Lust noch an Schulungen mitzuwirken oder jüngere Leute beratend zu unterstützen. Ich spreche hier hin und wieder mit Heizungsbauern, die sich mit großem Fleiß enormes Wissen erarbeitet haben, es wäre echt schade, wenn das verloren geht.

Frage 6: Der angestrebte Markthochlauf auf 500.000 Wärmepumpen pro Jahr muss wieder angekurbelt werden und die Verunsicherung in der Bevölkerung ist noch spürbar. Der ZVSHK diskutiert darum unter anderem weitere Unterstützungsmaßnahmen, wie einen Strom-Wärmepumpentarif und die Neugestaltung der Einzelmaßnahmen (BEG-EM). Was halten Sie davon? [Quelle: index.php (zvshk.de)]

Einen Wärmepumpen-Tarif finden wir super, vor allem wenn er flexibel ist. Eine Neugestaltung der Einzelmaßnahmen könnte wieder zu viel Diskussionen und weiterer Verwirrung führen, da würde ich lieber von Nachbesserung sprechen. Ich glaube, ich würde mich hier aber zu sehr aus dem Fenster lehnen, wenn ich dafür konkrete Forderungen ausspreche, das überlasse ich lieber den Experten. Mein Mantra ist grundsätzlich: Lieber habe ich Planungssicherheit als das perfekte Gesetz, das ewig in den Sternen steht.

Frage 7: Was begeistert Sie an Ihrem Handwerk und welche Projekte machen Ihnen besonders Freude?

Mich begeistert vor allem die Möglichkeit jungen Menschen im Handwerk einzigartige Karrieren zu ermöglichen. Arbeiten im Handwerk macht glücklich. Man bewegt sich, man arbeitet mit den eigenen Händen und hat täglich Erfolgserlebnisse. Und man kann heute wirklich viel erreichen. Es gibt inzwischen fast keinen besseren Abschluss als den Meister im Handwerk, da können viele Studis mit Master dagegen einpacken. Das wissen nur leider zu wenige. Das Gefühl, bei getaner Arbeit mit den Kollegen im Van zu sitzen und bei guter Musik nach Hause zu fahren, kann einem keiner nehmen. Das wollen wir noch viel mehr Menschen ermöglichen. Deshalb machen mir vor allem die Projekte rund um den Aufbau neuer Betriebe und Teams viel Freude. Aber auch positives Feedback von Kunden ist immer Balsam für die Seele.

 

Wir danken Herr Klug sehr für das Gespräch! Mehr über Tobias Klug und seinen Betrieb gibt es hier: https://www.nuuenergy.com