Christian von Dachenfels
Leiter des Bereichs Umwelt und Nachhaltigkeit im DLR-PT
Abstand Gebäude zu Kanal: Bei der Nutzung der Abwasserwärme finden sich in der Projektpraxis Gebäude, die auch viele hundert Meter entfernt von einem Kanal liegen. Der Länge einer Erschließungsleitung zwischen Kanal und Abnehmer sind dabei technisch kaum Grenzen gesetzt. Es ist aber ein Kostenfaktor und daher muss man für das spezifische Projekt klären, in welcher Entfernung eine Erschließung noch wirtschaftlich ist. Mit Blick auf Wärmenetze kann die „Reichweite“ der Erneuerbaren Energiequelle Abwasser aber auch noch einmal erheblich erhöht werden.
Durchflussmengen: 10 Liter pro Sekunde sog. Trockenwetterabfluss (d.h. Abwasser ohne Regenwasser) sollte mindestens im Kanal sein, damit die Energiegewinnung kontinuierlich und verlässlich gesichert ist. Solche Kanäle finden sich vielfach in Städten, wobei es durchaus auch in Kommunen mit 10.000 Einwohnern solche geeigneten Kanalabschnitte geben kann.
Kanal und Kläranlage: Neben der Gewinnung der Abwasserwärme am Kanal ist zusätzlich auch die Gewinnung an der Kläranlage sehr sinnvoll – beides sollte gemacht werden. In der Regel werden an Kläranlagen Projekte im Megawatt-Bereich realisiert, während es am Kanal ab 50kW losgeht. Die Abwassermenge an der Kläranlage ist in der Regel deutlich größer als im Kanal. Allerdings muss man dann dort schauen, ob man sinnvoll in ein Wärmenetz einspeisen kann, oder es andere Abnehmer in Reichweite gibt. Meistens liegen Kläranlagen außerhalb von Städten und daher gilt es auch hier die Wirtschaftlichkeit projektspezifisch zu klären.
Abwassertemperatur: Meistens wird man im Kanal und auch an der Kläranlage auch an kalten Wintertagen noch eine Temperatur von 10°C im Abwasser haben. In großen Städten ist die Temperatur eher höher. Dies sind gute Quelltemperaturen für den effizienten und wirtschaftlichen Betrieb der Wärmepumpe.