BWP-Stellungnahme zum WamS-Artikel "Der warme Wahnsinn"

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Sehr geehrter Herr Fabricius, mit Erstaunen haben wir in Ihrem Artikel „Der warme Wahnsinn“, in der Welt am Sonntag vom 24.04.2016, von den Problemen der Familie Schneider mit ihrer Wärmepumpe erfahren.

Nach unseren Musterhaus-Berechnungen liegt  der Stromverbrauch eines vergleichbar großen Gebäudes bei 3.000 kWh, immer noch mehr als in der Planung vorgesehen (wer hat die gemacht?), aber immerhin. Könnten Sie den Kontakt zu der Familie herstellen? Wir würden hier gerne weiterhelfen.

Zu vier im Artikel angeführten Aspekten möchten wir gerne Stellung beziehen:

Effizienz von Wärmepumpen
Falls noch nicht bekannt, möchte ich Sie auf den Feldtest des Fraunhofer-ISE-Institutes hinweisen: www.ise.fraunhofer.de/de/forschungsprojekte/wp-monitor. Demnach erreichen erdgekoppelte Wärmepumpen im realen Betrieb im Durchschnitt eine JAZ von 4,0, Luft-Wasser-Wärmepumpen erzielen eine 3,1. Auch im Bestand lässt sich die Wärmepumpe wundervoll einsetzen, auch hier können wir gerne Kontakt zu realen Wärmepumpenbesitzern herstellen.

Kostentreiber EnEV
Den Sorgen der Wohnungswirtschaft bezüglich „Kostentreiber EnEV“ würde ich gerne das offizielle Wirtschaftlichkeitsgutachten zur EnEV für die Bundesregierung aus dem Ingenieurbüro Hauser gegenüberstellen: Demnach liegen die energiebedingten Mehrkosten eines großen Mehrfamilienhauses (ohne Einsparungen) für das Anforderungsniveau „KfW-Effizienzhaus 55“ im Durchschnitt bei 58 €/m2 (zum Vergleich: die Grundkosten eines großen Mehrfamilienhauses liegen bei 1.392 €/m2). Vergleicht man die anfänglichen Mehrkosten des Effizienzhaus 55-Standards nicht mit dem EnEV-2009-Standard, sondern mit dem EnEV-2016-Standard, so sind die Mehrkosten noch einmal deutlich geringer.

Umweltnutzen Wärmepumpen
Die TU München hat die CO2-Einsparungen einer Wärmepumpe gegenüber einem Kessel unter Simulation der unterjährigen Stromzusammensetzung untersucht: Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sparte demnach 2011 in einem Einfamilienhaus aus dem Jahr 1990 gegenüber einem Öl-Niedertemperaturkessel 44 % CO2-Emissonen und gegenüber einem Gas-Niedertemperaturkessel 23 % CO2 ein. Anders als bei einem Gasbrennwertgerät verbessert sich die Umweltbilanz der Wärmepumpe über die Lebensdauer des Gerätes weiter. Im Jahr 2030 spart die Wärmepumpe aus dem Jahr 2011 aus dem Haus von 1990 bereits 65 bzw.  74 % CO2-Emissonen ein. (TU München Studie)

Dunkelflaute
Der  Anteil der Wärmepumpe am Gesamtstromverbrauch ist marginal und hat damit kaum Auswirkung auf die Zusammensetzung des Kraftwerkparks. Als schaltbare Verbraucher können Wärmepumpen schon heute für 3 mal 2 Stunden täglich vom Netz genommen werden. Sollte es wegen einer sog. Dunkelflaute – als Wetterphänomen über Gesamtdeutschland sehr selten – heute vorübergehend nicht genügend erneuerbaren Strom geben, müssen Reservekraftwerke einspringen. Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass hier möglichst saubere Kraftwerke zum Einsatz kommen, z.B. hocheffiziente GuD-Kraftwerke. Auch werden Stromspeicher zukünftig eine wichtige Rolle spielen und Wärmepumpen grünen Strom zur Verfügung stellen, wenn gerade kein Wind weht.

In Zukunft werden wir übrigens sogar weniger Stromerzeugungsleistung für die Raumwärmebereitstellung benötigen als heute noch, und das obwohl immer mehr Wärmepumpen genutzt werden. Das belegen Berechnungen, die das Bundeswirtschaftsministerium für die Energieeffizienzstrategie Gebäude vorgenommen hat. Die Gründe sind, dass die Gebäude durch Dämmung immer weniger Wärme benötigen (und damit die Wärmepumpen weniger Leistung brauchen) und dass ineffiziente Stromheizungen, z.B. Nachtspeicher, ausgebaut werden.

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