Kalte Nahwärme mit Wärmepumpen – ein Modell mit Zukunft

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Der BWP veranstaltete am 20. Juni 2017 im badischen Kißlegg eine Veranstaltung zu Kalter Nahwärme mit Wärmepumpen. 80 Vertreter von Stadtwerken, Kommunen, Planern und aus der Wärmepumpenindustrie kamen, um sich in diesem Rahmen über dieses Geschäftsmodell zu informieren. Fazit: Bereits jetzt gibt es zahlreiche prestigeträchtige Referenzobjekte. Das Modell hat Zukunft – die Vorteile sprechen für sich. Unterstützt wurde der Event von den Firmen Max Weishaupt GmbH und BauGrund Süd Ges. für Geothermie mbH.

Die Ratifizierung der Pariser Klimaschutz Resolution verlangt von uns neue, moderne Ansätze. Wollen wir die Klimaschutzziele erreichen, dürfen wir nicht mehr nur in einzelnen Objekten denken und müssen handeln. Karl-Heinz Stawiarski wies in seinem Einführungsvortrag auf die Bedeutung der Wärmepumpe zur Erreichung der Klimaschutzziele hin. Experten aus Energiewirtschaft, Politik und Wissenschaft haben sich hier bereits mehrfach für einen verstärkten Einsatz der Wärmepumpe ausgesprochen. 

Prof. Thomas Giel von der Hochschule Mainz stellte anschließend die Vorzüge der Kalten Nahwärme mit Wärmepumpen vor. So entstehen beim kalten Nahwärmenetz nur sehr geringe Leitungsverluste aufgrund des niedrigen Temperaturniveaus des zirkulierenden Wärmemediums. Eine Dämmung der Ringleitungen ist daher nicht notwendig. Das spart Kosten. Aufgrund der geringen Wärmeverluste sind außerdem große Leitungsdistanzen von bis zu zwei Kilometern möglich. Die dezentrale Energieerzeugung erlaubt es zudem, auf die Anforderungen und Bedürfnisse der einzelnen Verbraucher einzugehen, was sich bei herkömmlichen Nahwärmenetzen schwierig gestaltet. Ein Ausbau des Netzes in Etappen ist problemlos umsetzbar.

Damit ist ein Kaltes Nahwärmenetz ideal für Neubaugebiete oder andere Areale, die in mehreren Bauabschnitten erschlossen werden. Auch Erweiterungen zu späteren Zeitpunkten sind denkbar, wenn beispielsweise Vertragsbindungen abgelaufen sind oder weitere Sanierungen anstehen. Die Kosten für Netz und Quellensystem werden auf den Grundstückspreis (Erschließungskosten) umgeschlagen oder können durch Nutzungsgebühren abgegolten werden. 

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden Referenzobjekte aus Biberach/Riss, Troisdorf und Dollnstein vorgestellt. Prof. Dr.-Ing. Roland Königsdorff von der Hochschule Biberach/Riss stellte zudem eine Analyse bestehender Projekte und Empfehlungen vor. So empfiehlt er die frühe Beteiligung von Öffentlichkeit und Nutzer, nicht bei der Planung und Optimierung zu sparen, ein Betreiberkonzept „aus einem Guss“ sowie die Einbindung von Abwärme aus Industrie und Kälteerzeugung. Zudem sieht er Entwicklungsmöglichkeiten in den Bereichen Optimierung der Sonderfelder, Hydraulik und Betriebsführung sowie hybride Pilotprojekte. Horst Braun (Max Weishaupt GmbH) erläuterte anschließend die Vorgehensweise bei der Umsetzung eines „Kalten Nahwärme“-Projektes. So braucht man für eine vernünftige Planung mindestens 6 Monate, man muss sich das passende Geschäftsmodell aussuchen – hier gibt es z.B. verschiedene Contractingmodelle. Auch die frühzeitige Einbindung eines Fachplaners ist entscheidend. Abschließend sprach Dr. Burkhard Schulze Darup noch einmal aus der Sicht eines Architekten von den Vorzügen der Kalten Nahwärme und des energieeffizienten Bauens und rundete so eine interessante und lehrreiche Veranstaltung ab.

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