Jahrestagung FORUM Wärmepumpe: Intensive Debatten und große Veränderungen

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Branche fordert deutliche Bekenntnisse zu Förderung und Strompreispolitik

Vorstandsvorsitzender Paul Waning übergibt Staffelstab an Nachfolger Claus Fest

Berlin, 9. November 2024. Eine schnelle Klärung der künftigen Heizungsförderung und die Absenkung staatlicher Abgaben auf den Strompreis — diese zentralen Forderungen standen im Fokus des ersten Veranstaltungstages des FORUM Wärmepumpe in Berlin. Rund vierhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Industrie, Fachhandwerk und Wissenschaft tauschten sich über die Lage am aktuell stark von Attentismus geprägten Wärmepumpenmarkt aus. Die Mitgliederversammlung des Verbands wählte am Rande des Forums einen neuen Bundesvorstand und mit Claus Fest, Leiter Energiewirtschaft und Beschaffung der EnBW, auch einen neuen Vorstandsvorsitzenden.

„Die Menschen brauchen nach Monaten der Heizungsdebatte Orientierung durch klare politische Entscheidungen – Entscheidungen gegen das Warten und für den Klimaschutz.“ Mit diesen Worten leitete Paul Waning das diesjährige FORUM Wärmepumpe ein und verwies auf die Auswirkungen der Heizungsdebatte in den letzten Monaten. Der langjährige Vorstandsvorsitzende, der sein Amt nach neunzehn Jahren abgab, wurde anschließend mit Standing Ovations für seine Verdienste für Branche und Bundesverband Wärmepumpe gefeiert.

Erster öffentlicher Auftritt der neuen DENA-Geschäftsführerin

In ihrer Keynote zur Wärmewende sprach die neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (DENA) Corinna Enders über den aktuellen Stand der Wärmewende. Dabei machte Enders die Prioritäten für ihren Amtsantritt deutlich. Die DENA werde sich im Gebäudebereich gerade auch mit Blick auf die zum neuen Jahr in Kraft tretenden neuen Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes, des Wärmeplanungsgesetzes und der Bundesförderung effiziente Gebäude für eine hohe Fachqualität in der Umsetzung einsetzen. Mit Blick auf die Aufgabe der DENA als Beraterin der Bundesregierung erwarte sie Verlässlichkeit bei der Einführung angekündigter Maßnahmen: „Es ist wichtig, dass die neue Förderrichtlinie jetzt auch beschlossen und umgesetzt wird.“

Barbie Kornelia Haller, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, fasste anschließend die ab Januar vorgesehenen neuen Regelungen für die Einbindung steuerbarer Verbraucher, wie Wärmepumpen und Ladestationen in die Verteilnetze zusammen. Dabei adressierte Frau Haller ein zentrales Interesse vieler Nutzerinnen und Nutzer von Wärmepumpen: der zeitnahe Anschluss einer Wärmepumpe werde sichergestellt, Eingriffe durch Netzbetreiber seien nur in Ausnahmen möglich und werden an scharfe Kriterien geknüpft. Darüber hinaus müsse der Netzausbau gegenüber dem Dimmen von Verbrauchern priorisiert werden.
Die Kundensicht vieler Gebäudeeigentümer brachte Stefan Bolln, Vorsitzender des Energieberaterverbands GIH in die Tagung ein. Der Schornsteinfegermeister beobachtet derzeit eine starke Verunsicherung beim Thema Heizung, was leider in den letzten Monaten zu einem Abfall der Wärmepumpennachfrage und zu Rekordzahlen bei der Neuinstallation fossiler Gas- und Ölkessel geführt habe: „Wärmewende geht anders“.

Parlamentarische Diskussionsrunde: Einigkeit beim Ziel Strompreisabsenkung

Im Rahmen einer parlamentarischen Diskussionsrunde tauschten sich schließlich Martin Diedenhofen (SPD), Thomas Heilmann (CDU), Bernhard Herrmann (GRÜNE), Daniel Föst (FDP) und Ralph Lenkert (LINKE) mit der Moderatorin des Tages Hanna Gersmann über den Stand der Wärmewende aus. Die Abgeordneten der Ampelkoalition zeigten sich dabei zuversichtlich, dass die in diesem Jahr ergriffenen Maßnahmen, vor allem das Gebäudeenergiegesetz und die vor dem Abschluss der Verhandlungen stehende neue Heizungsförderung die Nachfrage nach regenerativen Heizungssystemen wieder in Gang bringen würde. Einigkeit zeigten die Abgeordneten darin, dass eine Entlastung des Strompreises dringend erforderlich sei, wenngleich die Meinungen noch auseinandergingen, welche Rolle dabei jeweils dem verstärkten Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung und der Absenkung staatlicher Abgaben, insbesondere der Stromsteuer, zukommt.

Die Frage nach den Energiepreisen griffen dann auch die Teilnehmerinnen eines nachfolgenden Panels auf, das sich der Bezahlbarkeit der Wärmewende widmete. Elisabeth Staudt von der Deutschen Umwelthilfe, Sibylle Braungardt vom Öko-Institut und Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, forderten eine Neuordnung der Energiepreissystematik in Deutschland sowie eine schnelle Umsetzung des angekündigten einkommensabhängigen Bonus auf die Heizungsförderung.
 
Die Branche diskutierte nicht zuletzt die Herausforderungen beim Aufbau von Produktionskapazitäten. Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer des Wärmepumpenherstellers Stiebel Eltron bekräftigte, dass es die Branche trotz großer Widrigkeiten in diesem Jahr geschafft habe, sich auf die gestiegene Nachfrage nach Wärmepumpen einzustellen. So seien europaweit Investitionen von über fünf Milliarden Euro für den Kapazitätsaufbau angestoßen worden. Im Austausch mit Dr. Volker Breisig, Partner bei der Unternehmensberatung PwC, wurde erörtert, was industriepolitisch getan werden kann, um den Aus- und Neubau von Fertigungsstätten in Deutschland und Europa voranzubringen. Eine Expertenrunde setzte sich schließlich auch mit den in Wärmepumpen eingesetzten Kältemitteln und dem Einfluss der jüngsten Novelle der F-Gase-Verordnung auseinander.
Am zweiten Tag des Forum Wärmepumpe am 9. November konzentriert sich das FORUM Wärmepumpe auf das Thema kommunale Wärmeplanung. Der Verband erwartet eine Keynote von Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger aus dem Bundesbauministerium und Erläuterungen zu Wärmeplanung und Heizungsförderung durch den Abteilungsleiter des Klimaschutzministeriums Christian Maaß.

Mitgliederversammlung: BWP wählt Claus Fest zu neuem Vorsitzenden

Die Mitgliederversammlung des BWP wählte am Rande der Tagung einen neuen Bundesvorstand, der sich künftig aus sechzehn Vertreterinnen und Vertretern von Herstellern, Handwerk, Energieversorgern und Erdwärmespezialisten zusammensetzt. Aus seiner Mitte wählte der Vorstand Claus Fest, Leiter Energiewirtschaft und Beschaffung der EnBW, zum neuen Vorstandsvorsitzenden, der damit die Nachfolge von Paul Waning antritt. In den geschäftsführenden Vorstand des BWP wurden neben Claus Fest auch Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron und Klaus Ackermann, Geschäftsführer von NIBE Systemtechnik gewählt.

Als zentrale Aufgabe sieht Claus Fest zuvorderst, der aktuellen Verunsicherung im Markt zu begegnen. „Unser Ziel ist es, Gebäudeeigentümer auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung mitzunehmen und wieder für die Wärmepumpe zu begeistern. Die Investitionen, die die Branche in diesem Jahr für die Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten angestoßen haben, sind beeindruckend. Wir erwarten, dass das auch in der Politik anerkannt wird und die Ampelkoalition jetzt schnellstens für bessere Rahmenbedingungen sorgt.“ Dabei betont Claus Fest die Schlüsselrolle richtungsweisender Energiepreise. „Wir werden nicht nachlassen, uns gegen die hohe staatliche Abgabenlast beim Strompreis und für Entlastungen bei der Stromsteuer und bei der Mehrwertsteuer einzusetzen“, so der neue Vorsitzende.

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