„Die Strompreise ersticken die Energiewende“

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Die Politik hat die Strompreise massiv nach oben getrieben. Die anstehende EEG-Reform wird nach derzeitigem Stand keine Linderung verschaffen. Die staatliche Preistreiberei gefährdet die Energiewende und die Versorgungssicherheit.

Herr Stawiarski, warum gefährden steigende Strompreise die Energiewende?

Für eine erfolgreiche Energiewende müssen wir den erneuerbaren Strom in den Wärmemarkt bekommen. Hier entstehen 40 Prozent aller CO2-Emissionen. Das ist ohne die Wärmepumpe nicht zu schaffen. Da die meisten Wärmepumpen aber mit Strom betrieben werden, ist die Preisentwicklung für unsere Kunden besonders spürbar. Das ist paradox: Über den Strompreis bestraft die Politik jene Verbraucher, die sich für eine besonders ökologische Heizung entschieden haben.

Warum ist der Staat in Ihren Augen der Preistreiber?

Nur ca. ein Drittel des Wärmepumpen-Strompreises wird vom Markt bestimmt. Der Rest sind Steuern, Abgaben und Umlagen. Deren Anteil hat sich in den letzten 15 Jahren auf 68 Prozent verdoppelt. Fossile Heizenergieträger haben eine viel geringere Last zu tragen, ihre Preise sind in geringerem Umfang gestiegen, obwohl sie klimaschädlicher sind. Darum kostet Wärmepumpen-Strom mittlerweile mehr als das Dreifache von Erdgas. Und das, obwohl eine Wärmepumpe bereits heute bis zu 50 Prozent weniger Primärenergie verbraucht und CO2 emittiert als ein fossiler Brennwertkessel.

Und was hat das mit der Versorgungssicherheit zu tun?

Durch den Ausbau erneuerbaren Stroms kommt es immer häufiger zu Stromüberschüssen, die die Netze stark belasten. Wärmepumpen können als schalt- und regelbare Verbraucher helfen, diesen Strom zu nutzen und die Netze stabil zu halten. Überschüssigen Ökostrom so dem Wärmemarkt zuzuführen wäre auch viel effizienter als Batteriespeicher oder Power-to-Gas. Aufgrund der hohen Abgabenlast fehlen die Spielräume für lastvariable Tarife: die Energieversorger können so keine Geschäftsmodelle erarbeiten, um diesen Strom den Kunden zu attraktiven Konditionen anbieten zu können. Ein weiterer Aspekt ist die Sicherheit von Energieimporten.

Sie spielen auf die Diskussion um Alternativen zu russischem Erdgas an?

Wenn wir uns unabhängiger von russischem Gas machen wollen, sollten wir uns die Frage stellen, wie wir unseren Gasbedarf reduzieren können, anstatt nach neuen Lieferanten und Transportwegen zu suchen oder gar über Fracking zu diskutieren. Eine Sanierungswelle in den deutschen Heizungskellern wäre eine effektive Maßnahme, um unabhängiger von Importen zu werden.

Wo sehen Sie sinnvolle Ansatzpunkte für eine Entlastung?

Die einfachste Möglichkeit ist die Abschaffung der Stromsteuer. Unverständlich ist auch, warum auf Strom der volle Mehrwertsteuersatz erhoben wird, obwohl Energie eigentlich ein Grundbedürfnis ist. Bei Holzpellets beispielsweise gilt das bereits. Die Mehrwertsteuer wird übrigens auch auf die EEG-Umlage erhoben, sodass der Staat hier bei jeder Steigerung kräftig mitverdient. Natürlich stellt auch der Finanzierungsmechanismus des EEG eine Belastung für uns dar, obwohl wir natürlich für den Ausbau erneuerbaren Stroms sind. Wir wünschen uns daher, dass man fossile Energieträger in die Finanzierung mit einbezieht und einen Teil der EEG-Kosten in einen Altlastenfonds auslagert, wie von Ilse Aigner und Klaus Töpfer vorschlagen.

Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund die Reformpläne von Energieminister Gabriel?

Herr Gabriel war angetreten, die Kostendynamik bei den Strompreisen zu brechen. Dieses Ziel wird nicht erreicht, die Verbraucher sind eindeutig die Verlierer des Kompromisses der Bundesregierung mit Ländern, EU-Kommission und Industrie. Darüber hinaus gibt es bedenkliche Elemente, wie die Belastung des PV-Eigenverbrauchs mit der EEG-Umlage. Das gefährdet energiepolitisch sinnvolle Modelle, z.B. die Kombination PV+Wärmepumpe, ohne etwas zur Preissenkung beizutragen. Die Reform geht daher nicht in die richtige Richtung.

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