BWP-Branchenprognose 2030: Die Wärmewende zwischen Klimazielen, Modernisierungsstau und Ölpreisschock

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Berlin, 12.04.2016. Die Wärmepumpe ist die Schlüsseltechnologie für eine erfolgreiche Energiewende. In diesem Punkt herrscht sowohl in politischen wie in wissenschaftlichen Kreisen weitgehender Konsens. In den meisten Studien dominiert dementsprechend die Wärmepumpe den Heizungsmarkt, Öl- und Gasheizungen spielen dort keine Rolle mehr. Diesen Studien legen volkswirtschaftlich optimierte Ausbaupfade zu Grunde, um die Energie- und Klimaziele 2050 zu erreichen. Die BWP-Branchenprognose nimmt hingegen eine vertriebliche Perspektive ein und zeigt auf Basis der aktuellen Marktsituation mögliche Ausbaupfade für die Wärmepumpe. Sie dient damit als Vergleichsmaßstab für die volkswirtschaftlich orientierten Ausbauszenarien.

Die derzeitige Entwicklung des Wärmemarktes läuft der Zielvorgabe eines klimaneutralen Gebäudebestandes 2050 zuwider. Der Wärmepumpen-Absatz stagniert zwischen 55.000 und 60.000 Geräten. Der anhaltend hohe Strompreis und der massive Verfall der Heizölpreise verhindern ein starkes Marktwachstum im Sanierungsgeschäft. Im Neubau hingegen kommen der Wärmepumpe die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) zugute.

„Der Klimagipfel in Paris hat ein neues Schlagwort geprägt: Dekarbonisierung. Nach dem Vorbild der E-Mobilität im Verkehr, brauchen wir auch im Wärmesektor eine Strategie für die Elektrifizierung“, so Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe. „Die Bundesregierung hat mit der Förderung durch das MAP, der EnEV-Verschärfung und einer verbesserten Informationspolitik positive Wachstumssignale für Erneuerbare Energien und insbesondere die Wärmepumpe gesetzt. Blinder Fleck der Umweltpolitik bleibt jedoch die Besteuerung der Energieträger. Die positiven Anreize kommen dadurch nicht voll zum Tragen.“

Klimabeitrag Wärmepumpe
Dabei leisten Wärmepumpen einen erheblichen Beitrag zur CO2-Einsparung. Durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Stromsektor verbessert sich die CO2-Bilanz jeder Wärmepumpe kontinuierlich: von 2,16 Tonnen (2015) jährlicher Einsparung auf 3,87 Tonnen (2030). Dieser Effekt wird in der aktuellen Ausgabe der Branchenprognose zum ersten Mal beschrieben: 2030 sparen Wärmepumpen 6,8 bzw. 9,0 Mio. Tonnen CO2.

Prognose 
In Szenario 1 der Branchenstudie steigt der Wärmepumpen-Absatz auf 90.000 Geräte im Jahr 2030, der Marktanteil liegt bei 17,8 Prozent. Der Absatz verlagert sich tendenziell in den Sanierungsmarkt. Insgesamt sind rund 1,61 Mio. Wärmepumpen in Betrieb (8,1 Prozent des Wärmeerzeugerbestandes). Im progressiveren Szenario 2 wächst der Absatz auf 203.000 Geräte (Marktanteil 27 Prozent). 

Der zusätzliche Absatz geht ausschließlich auf die Auflösung des Modernisierungsstaus zurück. Der Feldbestand liegt bei 2,37 Mio. Anlagen (11,9 Prozent des Bestandes). In beiden Szenarien machen Luft-Wasser-Wärmepumpen den größten Teil der Verkäufe aus. Der Anteil der erdgekoppelten Geräte pendelt sich bei unter 30 Prozent ein. Der Absatz von Warmwasser-Wärmepumpen steigt in den Szenarien auf rund 17.000 bzw. rund 25.000 Geräte an.

Aufgrund der verschlechterten Marktbedingungen mussten die Prognosen der vergangenen Ausgaben nach unten korrigiert werden: um 24 Prozent (Szenario 1) bzw. 35 Prozent (Szenario 2) im Vergleich mit der ersten Ausgabe der Branchenstudie 2009. Hauptgrund ist der massive Ölpreisverfall, den in dieser Form niemand vorhergesehen hat. 

Politische Handlungsempfehlung
Der Erfolg der Wärmepumpe hängt wesentlich von einem starken Wachstum im Bestandsmarkt ab, wo die Wirtschaftlichkeit gegenüber konkurrierenden Lösungen der mit Abstand wichtigste Treiber ist. 

Eine Neuausrichtung der Energiepreisgestaltung ist daher die wirksamste Maßnahme für eine Beschleunigung des Wärmepumpen-Absatzes. Bis diese umgesetzt wird, ist eine effektive Förderpolitik unverzichtbar. Daneben sind ein aktives Vorantreiben der Sektorkopplung sowie ambitionierte EnEV-Vorgaben wichtige Impulse.

Titelseite der Branchenprognose 2015