Auf Grunlage welcher Daten beurteilt das EU-Energielabel die Effizienz einer Heizungsanlage?

Mit dem Energielabel wird die Effizienz von Heizgeräten, nicht von Heizungsanlagen bewertet. Hierzu wird für jedes Gerät mittels einschlägiger Normen die so genannte jahreszeitbedingte Raumheizungsenergieeffizienz bestimmt. Dies ist ein Prozentwert, vereinfacht gesagt der Quotient aus Raumheizungsbedarf und dem zu dessen Deckung notwendigen Energiebedarf. Die Einordnung erfolgt dann anhand einer Tabelle: um die Effizienzklasse A+ zu erreichen, muss eine Wärmepumpe oder ein Kessel mindestens einen Wert von 98 % erreichen, für ein A++ sind 125 % notwendig.

Welche Vorteile und Nachteile bringt das Energielabel für die Heizungsbranche?

Das Energielabel bietet die Möglichkeit, die Primärenergieeffizienz von Heizgeräten – auch unterschiedlicher Technologien - direkt untereinander zu vergleichen, wodurch die Branche dem Kunden leicht zeigen kann, welches die effizientesten Geräte sind. Im Gegensatz zu anderen Energielabeln (z.B. für weiße Ware) enthalten die Label für Raumheizgeräte keine konkreten Angaben zum Energieverbrauch oder die Effizienzwerte in Prozent. Da die Klasse A+ zwischen 98 und fast 125 % liegt, können auch Geräte mit sehr großen Effizienzunterschieden in derselben Klasse liegen, was rein anhand des Labels nicht zu erkennen ist. Gerade bei den Wärmepumpen gibt es bereits Geräte, die die höchste Energieeffizienzklasse A+++ erreichen würden, ein Label, das diese Klasse enthält, darf aber erst ab September 2019 genutzt werden.

Wie schneidet die Wärmepumpe beim Energielabel ab?

Elektrische Wärmepumpen liegen jeweils in den besten Effizienzklassen. Luft-Wasser-Wärmepumpen können die Klasse A++ erreichen, Sole-Wasser- oder Wasser-Wasser-Wärmepumpen auch die höchste Klasse A+++. Andere Technologien erreichen maximal die Klassen A und A+. Ein Brennwertkessel kann als Verbundanlage mit zusätzlicher Solaranlage auch ein A+ erreichen, rein theoretisch auch A++. Allerdings wären dafür derart große Kollektorflächen notwendig, dass man solche Anlagen in der Praxis nicht finden wird.

Was erhofft sich die Wärmepumpenbranche von der Einführung des Energielabels?

Das Energielabel wird hoffentlich dazu beitragen, dass sich Endkunden öfter für eine energieeffiziente und zukunftssichere Technologie entscheiden. Da Geräte in Ausstellungsräumen gelabelt sein und auch Angebote die Effizienzklasse enthalten müssen, wird möglicherweise schnell ein Effekt einsetzen, wie er z.B. bei Kühlgeräten und Wasch- und Spülmaschinen schon vorhanden ist: Der umweltbewusste Kunde wählt mindestens A+.

 


 

Alexander Sperr ist seit 2013 Referent für Normen und Technik beim Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP). Zuvor war er Referent für Hauswärmetechnik, Lüftung und Klimatisierung bei der Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e.V. (HEA) und Fachgebietsleiter beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW). Für den BWP verfasste er bereits den Leitfaden Energieeffizienz. EnEV, Ökodesign und Energielabel sowie den Ratgeber Das EU-Energielabel in der Praxis. Zudem war Alexander Sperr an der Entwicklung des VDZ-Rechners für das EU-Energielabel für Heizgeräte beteiligt.

Anmeldung zur Veranstaltung "EU-Energielabel: Heizen im grünen Bereich"

Weitere Informationen zum EU-Energielabel für Heizgeräte