Statt Kohle wird nun Erwärme aus dem Schacht geholt

Auf Auguste Victoria wird schon lange keine Kohle mehr aus der Erde geholt. Stattdessen wird auf dem stillgelegten Bergwerksgelände nun mit einer innovativen Wärmepumpenanlage kostenlose Erdwärme für die Beheizung und die Warmwasserversorgung von sechs Mehrfamilienhäusern „gefördert“, die 2010 auf dem Gelände der stillgelegten Zeche entstanden sind.

Für drei der baugleichen Häuser ließ die damalige Evonik Wohnen GmbH (heute Vivawest Wohnen GmbH)  als Bauherrin neun Erdsonden in 175 Meter Tiefe verlegen. Die übrigen drei Häuser beziehen ihre regenerative Energie aus dem Grubenwasser eines stillgelegten Zechenschachts, durch dessen Steigleitung eine Erdwärmesonde bis in 700 Metern Tiefe verlegt wurde. Dazu  führten die  Geothermie-Spezialisten von Daldrup & Söhne eine Doppel-U-Sonde in den Schacht ein und verfüllten diesen mit einer wärmeleitenden Spezialsuspension.  Um die Sonde so tief hinabzulassen, hatten sie zunächst einen speziellen Sondenfuß mit Gewichten entwickeln müssen.

Nun leisten die ungenutzten Schächte wieder einen wertvollen Beitrag für die Wärmeversorgung von Gebäuden - nur dass diesmal eine Co2-freie, nach menschlichem Ermessen unendliche Energiequelle angezapft wird. Kein Wunder, dass das beispielhafte Konzept für die besonders effiziente Erdwärmenutzung in Bergbauregionen mit dem RWE Innovationspreis für Mehrfamilienhäuser 2010 ausgezeichnet wurde.

Bereits beim Bau wurde an die Mieter gedacht

VIVAWEST entschied sich aus Umwelt- und Klimaschutzaspekten für die Erdwärmenutzung. Außerdem wollte das Unternehmen sicherstellen, dass die 36 Mietparteien auf Dauer unabhängig von Öl und Gas heizen können. „Erdwärme ist emissionsfrei, kostenlos und steht zeitlich unbegrenzt zur Verfügung“, sagt Ulrich Farwick, bei VIVAWEST verantwortlich für die Technik und Planung von Neubauten: „Gemeinsam mit der richtigen Anlagentechnik garantiert dies geringe und stabile Nebenkosten.“

Alle sechs Häuser nutzen je eine identisch ausgelegte Sole-Wasser-Wärmepumpen, die mit einem Warmwasser- und Heizungspufferspeicher kombiniert wurde. Die sechs Anlagen beheizen so ohne weitere Wärmeerzeuger insgesamt 3.300 m² Wohnfläche. Aufgrund der hohen Sole-Vorlauf-Temperaturen erfolgt die komplette Warmwasserbereitung ebenfalls über die Wärmepumpe.

Rein langfristiges Monitoring der Systeme in baugleichen Häusern erlaubt in den nächsten Jahren einen aussagekräftiger Systemvergleich von Tiefen- und oberflächennaher Geothermie. Alle Vorab-Berechnungen und bisherigen Erfahrungen legen jedoch nahe: Der Einsatz von Erdwärme in Verbindung mit moderner, effizienter Anlagentechnik sorgt für dauerhaft niedrige und zukunftssichere Heizkosten und ermöglicht die Umsetzung von Warmmietkonzepten.

2039_BWP_120914.jpg